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Ein Stuhl aus einem Guss

Am Freitag, dem 31. März 2023, eröffnet die Sayner Hütte die Wechselausstellung „Ein Stuhl aus einem Guss – Design im Wandel der Zeit“ kuratiert von Sebastian Jacobi in der Krupp´schen Halle.

Seit Jahrtausenden entwerfen die Menschen auf der ganzen Welt Sitzmöbel und konstruieren sie aus unterschiedlichsten Materialien. Die Gebräuchlichsten davon sind Holz, Eisen und seit dem 20. Jahrhundert auch Kunststoff. Und obwohl sich die Kulturen und damit auch die Formen und Traditionen mitunter stark voneinander unterscheiden, gibt es eine Gemeinsamkeit: Den Wunsch nach Möbeln aus einem Guss. Die jüngste Designforschung untersucht dieses Phänomen und beschreibt es mit dem Begriff ‚monoxyl’ (aus dem griechischen monos „einzig“ und Xylon „Holz“) was in seinem Ursprung Boote beschreibt, die aus einem singulären Baumstamm gehauen werden.

Die Entwicklung einen Stuhl oder Teile davon aus Metall zu gießen folgt erstaunlicherweise keiner stringenten Entwicklung. Immer wieder geht Wissen verloren und wird erst Jahrhunderte später wieder neu entdeckt. Diese Merkwürdigkeit des Erfindens und Vergessens durchzieht die Technologie- und Designgeschichte wie ein roter Faden.

Mit den Ausgrabungen von Pompeji und anderen versunkenen Städten am Golf von Neapel beginnt eine Renaissance der antiken Formen und der Wiederentdeckung des Gussmöbels. Begünstigt durch die Industrialisierung in Europa Anfang des 19. Jahrhunderts entstehen viele Eisengussmöbel in allen nur denkbaren Formen. Neben der Ästhetik ist die Idee der Vervielfältigung ein wesentlicher Grund für Verbreitung und Erfolg. Kongenial und zeitgleich versuchen Firmen wie die Gebrüder Thonet Möbelstücke aus gebogenem Holz zu konstruieren. Schnell entwickelt sich aus dieser revolutionären Idee die erste Massenproduktion der Designgeschichte.

Die erfolgreiche Ausstellung ‚Design im Wandel der Zeit’ in der Stadtgalerie Neuwied im vergangenen Jahr, gab den Anstoß für einen ‚Teil 2’ in der Sayner Hütte. Ausgehend vom ikonischen Eisenguss-Stuhl von Karl Friedrich Schinkel aus dem Jahr 1828 untersucht die Ausstellung die Geschichte des ‚Stuhls aus einem Guss’ und stellt sie konventionell konstruierten Möbeln gegenüber.

Die Bedeutung Schinkels auf das Möbelwerk von Ludwig Mies van der Rohe wird dabei ebenso gezeigt, wie der Einfluss afrikanischer Möbel auf das Design des französischen Stardesigners Philippe Starck. Unterschiedlichste Designklassiker aus unterschiedlichsten Kulturen, Materialien und Epochen, werden weniger populären Exponaten gegenübergestellt, zeigen Analogien auf; treten in einen unerwarteten und spannenden Dialog. Am Ende steht die Frage nach der zeitgenössischen Antwort auf den inzwischen milliardenfach produzierten ‚Monobloc’ Plastikstuhl, der uns auf der ganzen Welt begegnet.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Dezember 2023 für Besucher in der Sayner Hütte geöffnet (März bis Oktober täglich von 10-18 Uhr, November-Dezember Sa, So, Feiertage 10-18 h außer Hl. Abend). Weitere Informationen zu Begleitprogramm, Eintrittspreisen und Anmeldung zu öffentlichen Führungen unter Telefon 02622 98 49 550 oder Mail

info@saynerhuette.org sowie www.saynerhuette.org. Die ersten Kuratorenführungen mit Sebastian Jacobi finden am Sonntag, 16.04.2023 und 14.05.2023 von 15 bis 17 Uhr statt.